Der 1. Weltkrieg

1914 hängen die offiziellen Schreiben aus. „Bekanntmachung über die Verhängung des Kriegszustandes“ steht drauf und „Bekanntmachung über den Übergang der vollziehenden Gewalt auf die Militärbefehlshaber.“ Die Bauern bekommen Anweisung ihre Pferde, Fuhrwerke und Geschirre vorzuführen. Alles was kriegstauglich erscheint wird einbehalten. Alles andere soll an jene Bauern versteigert werden, die nach Ansicht der Behörden auf ein Pferd zur Bewirtschaftung ihrer Höfe angewiesen sind.

In der Anfangszeit ist in Vohburg die Situation noch relativ ruhig. Obwohl viele, vor allem junge Männer, im Krieg sind, kommt die Bevölkerung über die Runden. Vor allem für die Aussaat und die Ernte gelingt es vielen Bauern ihre Söhne auf Urlaub nach Hause zu holen. Die Sicherung der Ernte und damit die Versorgung auch der Städte mit Nahrungsmitteln spielt in ländlichen Regionen wie Vohburg schon jetzt eine wichtige Rolle. Zur Sicherung der Ernte werden aber nicht nur deutsche Soldaten auf Heimaturlaub geschickt, immer mehr Bauernhöfen werden auch Kriegsgefangene zur Arbeit zugeteilt.

Mit dem fortschreiten des Krieges verschlechtert sich die Situation aber. Immer mehr Männer werden für den Kriegseinsatz herangezogen. Von einem schnellen Sieg kann keine Rede mehr sein. Auf dem Land ist man angehalten, die Städte mit Lebensmitteln zu versorgen. Keine leichte Aufgabe, wenn es kaum für den eigenen Bedarf reicht. Fast alle Männer, junge wie ältere sind inzwischen im Krieg. Wer nicht wehrtauglich ist, ist seit Anfang Dezember 1916 verpflichtet Hilfsdienst zu leisten.
Überall werden Massenspeisungsanstalten eingerichtet in denen man gegen Lebensmittelkarten etwas zu essen bekommt. Besonders schlimm wird die Situation im Winter 1916/17, als eine schwere Hungersnot ausbricht, die ihre Ursache im schlechten Wetter, aber auch ihn den fehlenden Arbeitern, Düngemitteln und Transportmöglichkeiten hat.
Obwohl die Versorgung auf dem Land oftmals besser ist als in der Stadt, reichte es kaum für das Nötigste. Besonders schwer trifft es Kriegswitwen und ihre Kinder. Zwar wird nicht Wiederverheirateten zumindest für einige Zeit Kriegswitwengeld ausgezahlt, Essen, Kohle oder Holz bekommen sie trotzdem nicht – was nicht angeboten wird kann man nicht kaufen. Insgesamt verhungern und erfrieren in Deutschland während des ersten Weltkriegs rund 800.000 Menschen.

Insgesamt fielen zwischen 1914 und 1918 107 Männer aus Vohburg und seinen heutigen Ortsteilen dem Krieg zum Opfer. Fast alle Kleinbauern oder Handwerker. 107 von über 10 Millionen Soldaten und unzähligen Zivilisten, die der Erste Weltkrieg das Leben kostete.

Tiefgreifende Veränderungen schlossen sich an. Kaiser Wilhelm II. ging ins Exil nach Holland und dankte ab, in Bayern führte die Revolution zur Ernennung von Kurt Eisner zum ersten Ministerpräsidenten und zur Absetzung von König Ludwig III. — der Freistaat Bayern war geboren. Arbeiter- und Bauernräte wurden gegründet.