Der Fall der Johanna Fischer

Mai 1775 In Vohburg findet eine Doppelhochzeit statt: Anton Roßhöfer, Krämer aus Hagenhill, und Johanna Fischer aus Vohburg sowie deren Bruder, der Schuhmachermeister Anton Fischer und Margarethe Pfitzner aus Rottenburg. 
Zunächst verlief Johannas Ehe ohne besondere Vorkommnisse. Die Geschäfte der Krämerseheleute liefen gut bis die Österreicher das Landbesetzten, die Bevölkerung verarmte und der Handel stockte.
Anton zog sich zurück, begann zu trinken und wurde grob und das änderte sich auch nicht mit der Geburt des ersten und einzigen Sohnes. Er begann zu wildern, was ihn das Leben kosten sollte: bei Landshut wurde er von Jägern überrascht und von einer Kugel schwer verwundet. Er schleppte sich zwar noch nach Hause, starb dort aber neun Tage später.
Die Krämerin litt nach diesem Schicksalsschlag bittere Not und überstand die schwere Zeit nur durch Zuwendungen ihres Bruders, der auch einen Vormund für den Sohn besorgte.

März 1790 Allmählich aber ging es im Geschäft wieder aufwärts. Die Krämerin war vom Rupertimarkt in Reichertshofen nach Geisenfeld unterwegs und ging dabei durch den Feilenforst. An einem Marterl wollte sie rasten. Dort saß bereits ein Bettler und bat um eine milde Gabe. Die Krämerin wollte gerade ein Almosen reichen, da zückte er ein Messer und setzte zu einem tödlichen Stoß an, als ihn von hinten ein fürchterlicher Schlag traf: der Regensburger Schneider Adam Eichinger, der den Bettler vorher mit einer unbekannten Frau tuscheln sah, rettete ihr so das Leben.
Der Bettler war der berüchtigte Finkensepp vom Donaumoos, mit richtigem Namen Josef Fallmeier. Er war zum Tode verurteilt und aus der Fronfeste in Burghausen geflohen. Auf der Flucht hatte ihm sich die Kindesmörderin Maria Heidling aus Dießen angeschlossen.
Nach dem Mordversuch an der Krämerin trafen Polizisten, die den Finkensepp und die Kindesmörderin durch den Feilenforst verfolgt hatten, ein, und nahmen die beiden fest. Finkensepp wurde später in Burghausen gerädert, seine Komplizin in Rosenheim geköpft.

Mai 1790 Johanna Fischer hatte Gefallen an ihrem um 15 Jahre jüngeren Lebensretter gefunden und nur knapp zwei Monate nach dem Vorfall fand in Hagenhill schon die Hochzeit statt.
Der neue Ehemann bezahlte die Schulden und erwies sich als treu und fürsorglich. Doch die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich erneut, Johanna wurde immer griesgrämiger und launischer.

Eines Tages wollte Eichinger nach Regensburg Material einkaufen, wozu ihm Johanna gut zuredete. Den Sohn schickte sie zum Bruder nach Vohburg. Wochen, Monate vergingen: Adam Eichinger kehrte nicht zurück. Sie machte sich selbst auf die Suche. Völlig verweint kam sie zurück und erzählte, dass sie von böhmischen Hopfenhändlern erfahren habe, dass ihr Mann in österreichische Militärdienste eingetreten sei und nie mehr zurückkehren würde.

Fast ein Jahr nach dem Verschwinden fand man im Wald bei Laimerstadt einen Totenschädel. An ihm war ein Haarzopf, wie ihn Eichinger getragen hatte. Jetzt erinnerten sich Johannas Nachbarn, dass sie Tage nach Eichingers Verschwinden einen üblen Geruch im Hause der Krämerin bemerkt hätten. Bald sagten alle Hagenhiller offen, die Krämerin habe ihren Mann selbst erschlagen. Der Tafernwirtin soll sie es sogar gestanden haben.

Als Gerichtsdiener die Krämerin verhaften wollten, war sie schon geflohen. Man suchte sie bei ihrem Bruder Anton Fischer in Vohburg. Dieser bestätigte, dass Johanna vergangene Nacht bei ihm war, ihm den Mord gestanden und um Aufnahme ersucht habe, was er aber verweigerte. Sie war inzwischen in die Bischofsstadt Eichstätt geflüchtet, von der zu dieser Zeit niemand an kurfürstliche Gerichte ausgeliefert wurde. Aber schon nach einer Woche trieb es die Mörderin zurück nach Hagenhill, wo sie sofort verhaftet wurde. Man sperrte sie in die Fronfeste von Abensberg.

Johanna gestand ihren Richtern, dass der Mord schon lange geplant war: Eine Zigeunerin ihr habe vorhergesagt, sie würde noch sehr reich werden. Sie habe geglaubt, dass dies geschehe, wenn sie ihren Mann töten würde.
Als ihr Mann dann von der geplanten Reise nach Regensburg erzählte, stand ihr Entschluss fest.
Sie schlich in das Schlafzimmer und schlug mit einem Holzschlegel auf den Kopf ihres Mannes. Dieser war lediglich betäubt, versuchte sich zu erheben, bis ihn weitere Schläge trafen. Seelenruhig ging die Krämerin zu Bett, wurde aber vom Röcheln ihres Mannes geweckt. Wieder schlug sie auf ihn ein. Er brach zusammen, lebte aber immer noch. Am Morgen fand sie ihn dann tot vor der Türe liegen. Die Leiche schleppte sie zunächst in den Stall, später vergrub sie diese im Wald.

17. Juli 1791 Das Urteil wird verhängt:
Die Krämerin von Hagenhill soll an beiden Armen mit glühenden Zangen gezwickt und dann mit einem Schwert zum Tode gerichtet werden.

22. Juli 1791 Das Urteil wird vor einer riesigen Menschenmenge vollstreckt. Auf dem Weg zur Richtstätte fiel die Krämerin von Hagenhill, Johanna Fischer aus Vohburg, jedoch in Ohnmacht.